Die Motivation des Netzwerks Renaturierung ist es, Verbindungen von Praktikern und Wissenschaftlern zu fördern und einen produktiven Austausch von neuartigen Ideen, theoretischem Wissen und konkreten Erfahrungen zu ermöglichen.
Das Netzwerk führt jährliche Treffen in unterschiedlichen Teilen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz zu aktuellen Themen der ökologischen Renaturierung durch, die mit der Besichtigung von Projekt- und Umsetzungsgebieten verbunden werden, wobei Wert auf ausreichend Zeit für Diskussionen vor Ort gelegt wird.
Die Struktur und Organisation der Treffen mit Exkursionen hat keine feste Form und liegt in den Händen der lokal Verantwortlichen, die eine solche Veranstaltung eventuell mit ohnehin stattfinden Abschlussveranstaltungen größerer Projekte verbinden können.
Diese Seite liefert Berichte zu bereits stattgefundenen Treffen, als kleine Referenz.
Das zunächst 2020 in Präsenz geplante und verschobene fünfte Netzwerktreffen wurde pandemiebedingt im Juni 2021 online ausgerichtet.
Über 90 Teilnehmer*innen fanden sich zusammen und tauschten sich über das erfolgreiche Arbeiten mit gebietseigenen Wildpflanzen im Rahmen
naturnaher Begrünungen aus. In Kurzvorträgen stellte die Arbeitsgruppe um Prof. Sabine Tischew spannende Ergebnisse ihrer Versuche zu
mehrjährigen Wildpflanzen-Blühstreifen, multifunktionalen Erosionsschutzstreifen, wildkräuterreichen Feldrainen sowie urbanen Wildblumenwiesen vor.
Als Ersatz für die ansonsten immer eingeplanten gemeinsamen Exkursionen wurden Kurzfilme zu den verschiedenen Versuchs- und Demonstrationsanlagen des Strenzfelder
Campus der Hochschule Anhalt gezeigt. Im Anschluss an die Vorträge und Diskussionen fand das virtuelle Netzwerktreffen statt, bei dem über die Ausgestaltung der
weiteren Netzwerkarbeit beraten wurde. Der eine oder andere konnte gerade deswegen am Netzwerktreffen teilnehmen, weil es online angeboten wurde. Wir hoffen aber
dennoch sehr uns im nächsten Jahr wieder persönlich zu sehen. Verschiedene Möglichkeiten wurden durch Netzwerkmitglieder bereits angeboten. Nähere Informationen
zum Netzwerktreffen 2022 folgen demnächst.
Die Vorträge stellen wir hier zum Ansehen und als Download bereit:
Direkter Download: Wiederherstellung und Pflege artenreicher Feldraine (Anita Kirmer)
Direkter Download: Demonstrationsversuch artenreicher und multifunktionaler Erosionsschutzstreifen in Bernburg Strenzfeld (Henny-C. Grewe)
wird nachgereicht
Direkter Download: Urbane Wildblumenwiesen (Sandra Dullau)
Direkter Download: Wichtige Hinweise für die Anwendung naturnaher Begrünungsverfahren in der Praxis (Sandra Mann)
Die thematischen Kurzfilme (jeweils ca. 3 min):
Unser viertes Netzwerktreffen wurde in die Abschlusstagung des Projekts "BlütenMeer 2020" der Stiftung Naturschutz
Schleswig-Holstein integriert, das durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert wird. Wir haben gemeinsam
mit mehr als 70 Teilnehmer*innen die eindrucksvollen Ergebnisse der Aufwertung von Wiesen, Weiden und Heiden besichtigt,
Methoden diskutiert und wieder viele Anregungen für zukünftige Renaturierungsvorhaben mitgenommen.
Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein hat in den vergangenen sechs Jahren mit umfassenden Fachkenntnissen,
viel Kreativität und Leidenschaft rund 250 Hektar vormals artenarmes Grünland zu bunt blühenden und multifunktional nutzbaren
Wiesen und Weiden entwickelt: neben der Produktion gesunden Tierfutters werden hier seltene Pflanzenarten und Insekten gefördert.
Die Veranstaltung wurde von der Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Prof. Dr. Beate Jessel, eröffnet, die in ihrem Vortrag
"Naturschutz, Landwirtschaft und Grünland – Bedeutung und Herausforderungen aus bundesweiter Sicht" dem Projektteam zu den
herausragenden Erfolgen gratulierte. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Verschlechterung des Erhaltungszustandes von
FFH-Grünland und dem Insektenrückgang wies Frau Jessel auch auf die dringende Notwendigkeit von weiteren Vorhaben zur
Wiederherstellung und Erhaltung von artenreichem Grünland hin. In einem engagierten Vortrag zeigte Frau Prof. Dr. Kathrin
Kiehl Möglichkeiten, Chancen und Ergebnisse von naturnahen Begrünungen in urbanen Lebensräumen auf, die bei vielen
Teilnehmern Lust auf die Umsetzung ähnlicher Vorhaben erzeugten. Anschließend stelltenDr. Christian Dolnik, Dr. Björn Rickert
und Dr. Doris Jansen vom Projektteam "BlütenMeer 2020" in einem anschaulichen und praxisnahen Vortrag das Vorgehen bei der Aufwertung
von Grünland und die eindrucksvollen Ergebnisse vor.
Die Fachexkursion des zweiten Veranstaltungstags führte uns zu den Renaturierungsflächen der Binnendüne Riesbriek, dem Schafflunder Mühlenstrom und in das Stiftungsland Schäferhaus-Nord. Hier wurden nach Anwendung verschiedener Verfahren der Bodenvorbereitung Grünland- und Magerrasenarten wie Arnika, Heide-Nelke, Gemeine Küchenschelle, Klappertopf oder Wiesen-Margerite durch Pflanzungen, Saatmischungen oder Mahdgutübertragung erfolgreich etabliert.
Am dritten Veranstaltungstag besichtigten wir die projekteigene, bundesweit einzigartige Arche Gärtnerei in Eggebek. Dort werden die teilweise sehr seltenen Arten aufwändig vermehrt, damit in Zukunft noch mehr artenreiche Wiesen und Weiden entwickelt werden können. Der schleswig-holsteinische Umweltminister Jan-Philipp Albrecht zeigte sich beeindruckt und war stolz, dass solch ein Vorzeige-Projekt mit bundesweiter Strahlkraft in Schleswig-Holstein erfolgreich umgesetzt wurde.
Hier geht es zum ausführlichen Bericht in PDF-Form!
Am 26. und 27. April 2018 fand am Institut für Landschaftsökologie der Universität Münster das dritte Treffen des Netzwerks Renaturierung mit 25 Teilnehmern und Teilnehmerinnen statt. Norbert Hölzel organisierte ein interessantes Vortragsprogramm und eine spannende Exkursion. Der erste Vortragsblock umfasste wissenschaftliche Grundlagen und Umsetzungsbeispiele für Naturnahe Begrünungsverfahren mit Vorträgen und Diskussionen über "Genetische Differenzierung und lokale Adaption in Regio-Saatgut" (Anna Lampei Bucharova, WWU Münster), "Naturnahe Begrünungen in urbanen Lebensräumen" (Kathrin Kiehl, HS Osnabrück) und die „Aufwertung und Pflege von Feldrainen in der Agrarlandschaft“ (Anita Kirmer, HS Anhalt). Im zweiten Block ging es dann um die Renaturierung von Feuchtgebieten und Mooren mit Beiträgen zur "Renaturierung von Weichwasserseen in den Niederlanden" (Eva Remke, BEWARE, Nijmegen) und „Renaturierung von Kalkmooren in Brandenburg" (Michael Zauft, Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg) sowie zur Frage ob „Wiedervernässte Hochmoore: Senken oder Quellen von Treibhausgasen?“ sind (Svenja Agethen, WWU Münster). Auch hier brachten sich die Teilnehmer/innen mit angeregten Diskussionen ein. Der letzte Vortrag von Peter Raabe (WWU Münster) führte mit dem Thema "Vermehrung und Etablierung von Bulttorfmoosen zur Renaturierung abgetorfter Hochmoore" bereits in das Themenfeld der Exkursion und das Exkursionsgebiet ein. Am 26.4. sahen wir uns zunächst Sphagnum-Vermehrungskulturen auf dem Gelände der Firma Gramoflor bei Vechta an.
Fotos: Kathrin Kiehl, Albin Blaschka, Netzwerk Renaturierung
Anschließend wurden Experimente zur Etablierung von Bulttorfmoosen auf wiedervernässten ehemaligen Torfabbbauflächen der Firma besichtigt, die im Rahmen eines DBU-Projektes durch die Universität Münster angelegt wurden. Peter Raabe stellte dabei unterschiedliche Versuchsvarianten mit mehreren Torfmoosarten und verschiedenen Wasserständen vor, deren Auswirkungen vor Ort im Gelände betrachtet und diskutiert wurden. Zum Schluss besuchten wir noch das Ochsenmoor, ein großes Niedermoor südlich des Dümmers, in dem sich Wiesenbrüterpopulationen, Feuchtwiesen und Seggenrieder nach großflächigen Wiedervernässungs- und Extensivierungsmaßnahmen sehr erfolgreich entwickelt haben.
Am 21. und 22. November 2017 fand das 2. Treffen des Netzwerk Renaturierung in Friedenfels (Fichtelgebirge) statt. Den Rahmen bot die Abschlussveranstaltung des Projektes "Effizienzkontrolle von Moorrenaturierung in Bezug auf den Klimawandel" von Johannes Kollmann und seiner Arbeitsgruppe an der TU München am Lehrstuhl für Renaturierungsökologie. Das dreijährige Projekt wurde gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz.
Rund 40 Teilnehmer konnten sich über die Projektergebnisse aus erster Hand und vor Ort informieren und damit einen umfassenden Einblick gewinnen. Das vorgestellte Projekt umfasst zwei Teilbereiche: In zwei Mooren im Steinwald wurden aufbauend auf Bestandsaufnahmen ein Maßnahmenkonzept entwickelt, welches nun schrittweise umgesetzt wird. Nach den dreijährigen Bemühungen der Projektpartner (TU München, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Landesbund für Vogelschutz und Auffangstation für Reptilien München) können bereits erste Erfolge verzeichnet werden.
Der zweite Bereich des präsentierten Projektes beschäftigte sich mit der Evaluierung erfolgter Renaturierungsmaßnahmen unter dem Gesichtspunkt des Klimaschutzes an 12 Standorten, die zwischen 1998 und 2015 durchgeführt wurden. Ergänzt wurde das Programm von externen Experten, die die Sicht von außen zum Thema einbrachten.
In den Diskussionen rund um die Vorträge und besonders während der Exkursionen konnten trotz zeitweiser widriger Wetterverhältnisse viele Erfahrungen ausgetauscht werden und Kontakte gepflegt werden, wie es die Idee des Netzwerk Renaturierung ist. Erfreulicherweise konnten auch neue Interessenten für unser Netzwerk gewonnen werden!
Am 21. und 22. Juni 2017 fand mit 34 Teilnehmern und Teilnehmerinnen aus ganz Deutschland das 1. Treffen des Netzwerks Renaturierung statt. Christina Grätz (NagolaRe), Hendrik Zank und Christoph Oberndorfer (LEAG) luden ein, Wildpflanzen-Vermehrungsflächen von NagolaRe und Renaturierungsflächen im Tagebau Jänschwalde bei Cottbus (Brandenburg) zu besichtigen. Der erste Teil war Vorträgen und lebhaften Diskussionen zu folgenden Themen gewidmet:
Anschließend an die Diskussion folgte eine Besichtigung der Vermehrungsflächen von zertifiziertem Wildpflanzensaatgut (NagolaRe, Jänschwalde). Christina Grätz stellte Ihren Betrieb mit allen bisher erreichten Erfolgen sowie bestehenden Herausforderungen vor.
Am Folgetag konnten sich die Teilnehmer im Tagebau Jänschwalde die dort großflächig praktizierte und mit verschiedenen Methoden der naturnahen Begrünung umgesetzte Renaturierung anschauen. Der Umfang der dort seit 2009 jährlich auf ca. 30 - 50 ha angewendeten Maßnahmen zur Renaturierung von Offenland- und Waldlebensräumen hat zweifelsohne eine europaweite Vorbildwirkung.
Einen ausführlichen Bericht zum ersten Treffen, erstellt von Kathrin Kiehl und Sabine Tischew, können Sie als PDF herunterladen!